Bundesliga im Free-TV: SAT.1 kauft Rechtepaket
Janina „Ninchen“ Kötz
Zum Ende der aktuellen Fußball-Bundesliga-Saison wurden von der „Deutschen Fußball Liga“ (kurz: DFL) die TV-Medienrechte für die kommende Spielzeit der Fußball-Bundesliga 2020/2021 neu vergeben. Fans, die sich alle Spiele live ansehen wollen, benötigen damit weiterhin zwei Abos. Erfahrt hier mehr!
DAZN, ProSiebenSat.1 und Sky: Wo werden welche Spiele zu sehen sein?
Wie DFL-Geschäftsführer Christian Seifert auf einer Pressekonferenz mitteilte, hat sich der Pay-TV-Sender Sky die Rechte für die samstags sowie unter der Woche dienstags und mittwochs stattfindenden Erstligaspiele gesichert. Alle Freitags- und Sonntagsspiele der ersten Fußball-Bundesliga werden dagegen vom Streaming-Dienst DAZN live ausgestrahlt.
Überraschung: Auch die Sendergruppe ProSiebenSat.1 hat sich ein Rechtepaket mit gesichert. Damit können Zuschauer insgesamt neun Spiele in der kommenden Spielzeit kostenlos im Free-TV sehen.
Die Spiele in der zweiten Fußball-Bundesliga werden weiterhin alle komplett bei Sky zu sehen sein. Die neu eingeführten Spiele am Samstagabend können zusätzlich bei Sport1 im Free-TV angeschaut werden.
Wer sich Zusammenfassungen der Bundesligaspiele anschauen möchte, kann diese weiterhin wie gewohnt in der „Sportschau“ samstags um 18.00 Uhr bei der ARD und am späten Samstagabend in „das aktuelle sportstudio“ im ZDF sehen.
Auch „BILDplus“-Leser können sich gleich nach den Spielen Zusammenfassungen im Stream anschauen. Das Abo für „BILDplus Online“ kostet derzeit in den ersten 12 Monaten 3,99 Euro monatlich und danach 7,99 Euro monatlich. Mit diesen Zahlungsanbietern können Sportfreunde im Internet eine sichere Zahlung durchführen.
Die Streaming-Dienste von Amazon und der Deutschen Telekom, die sich ebenfalls an der Ausschreibung der TV-Rechte der Fußball-Bundesliga für die kommende Saison beteiligt hatten, gingen indes leer aus.
Alle Details über die verschobene Fußball-EM 2020 aufgrund der Coronakrise, gibt’s im unten stehenden Video für euch!
Konkurrenz für Sky wird immer stärker
Mit der Vergabe der Live- und Erstverwertungsrechte für die Bundesligaspiele für die kommende Spielzeit wird einmal mehr deutlich, dass die Luft für Sky allmählich dünner wird.
Hauptkonkurrent DAZN gräbt den Pay-TV-Sender mit dem Erwerb der Freitags- und Sonntagsspiele immer mehr Anteile am Markt ab. Und auch die Telekom ist schon vor einigen Jahren in den Bieterwettbewerb eingestiegen.
Bei Sky hat offenbar das Rechnen begonnen, sodass man nicht mehr bereit ist, das ganze Rechtepaket zu erwerben und dafür, koste es was es wolle, jede Summe auf den Tisch zu legen. Die Zeiten, als es früher so schön hieß „Alle Spiele live bei Sky“, dürften damit wohl so schnell nicht wiederkommen. Insgesamt jedoch hat man sich bei den Münchnern mit den Spielen am Samstag und unter der Woche immer noch ein attraktives Stück vom Kuchen sichern können, sodass sich ein Abo oder die Tickets für einzelne Bundesligaspieltage immer noch lohnen dürften. Zwei oder vielleicht sogar drei Abos dürften damit auch die Regel sein, wenn man als echter Fan alle Spiele live mitverfolgen möchte.
Insgesamt weniger TV-Erlöse für die Vereine
Die Gesamterlöse aus den TV-Vermarktungsrechten für die 36 Vereine der ersten und der zweiten Fußball Bundesliga fallen nach den sonst üblichen Steigerungen nun wegen der Coronakrise zum ersten Mal geringer als im jeweiligen Jahr davor aus. Für die kommende Saison 2020/2021 werden nach Abzug der Kosten der „Deutschen Fußball Liga“ insgesamt 1,1 Milliarden Euro an die Vereine ausgeschüttet. Der Grund für die Mindererlöse ist, dass sehr wahrscheinlich auch die ersten Spiele in der anstehenden neuen Saison ohne Publikum stattfinden werden.
Die Erlöse in der vergangenen Saison beliefen sich noch auf 1,16 Milliarden Euro. Insgesamt jedoch, dürfte man sich bei den meisten Vereinen über das nunmehr erzielte Ergebnis aus dem Verkauf der TV-Rechte zufrieden zeigen. Das meinte jedenfalls DFL-Geschäftsführer Seifert und hebt hervor, dass die Vereine nun trotz Corona eine sichere Planungsgrundlage in die Hand bekommen haben. Zur Wahrheit gehört jedoch auch, dass durchaus höhere Erträge für die kommende Saison möglich gewesen wären, wenn man die Ausschreibung schon früher, also vor der Zwangspause, durchgeführt hätte.
Bundesliga bleibt konkurrenzfähig
Vereine, die in der nächsten Saison europäisch spielen, dürften ebenfalls gegenüber denen aus anderen Spitzenligen in Europa konkurrenzfähig bleiben, wenngleich sie keine Summen für die Vermarktung der TV-Rechte wie in England oder Spanien erwarten können. Die Krise wird darüber hinaus auch gravierende Auswirkungen auf den Transfermarkt haben.
Spieler, für die vor nicht allzu langer Zeit noch mehr als 100 Millionen gefordert werden konnten, dürften in den kommenden Wochen für weit weniger Geld über den Tisch gehen. Das zeigt sich bereits jetzt im Poker um Top-Talente wie Leroy Sané oder Achraf Hakimi.
Wie werden die Millionen an die Vereine verteilt?
Die DFL gab bekannt, dass noch nicht genau feststeht, wie das Geld aus der TV-Vermarktung auf die Vereine verteilt wird. Da es vielen Vereinen mittlerweile, auch wegen Fehlern in den vergangenen Jahren, wirtschaftlich eher schlecht geht, dürfte mit heftigen Diskussionen zu rechnen sein.
Der ein oder andere Verein hat bereits angedeutet, dass er aufgrund der Ausfälle bei den Zuschauereinnahmen wegen der Geisterspiele mehr Solidarität von Bundesliga-Krösussen wie dem FC Bayern München oder Borussia Dortmund einfordern will.
Bislang hatte man sich bei den 36 Vereinen aus beiden Ligen immer auf einen Schlüssel einigen können, der nach den Platzierungen in den vergangenen Spielzeiten ermittelt wurde. Demnach flossen 80 Prozent der Gesamterlöse aus der TV-Vermarktung an die erste und 20 Prozent der Erlöse an die zweite Fußball-Bundesliga und wurde dann jeweils nach den Platzierungen in den Jahren davor weiter aufgeschlüsselt.
Es dürfte jedoch kein Zweifel bestehen, dass der FC Bayern München als achtmaliger Serienmeister weiterhin das größte Stück vom Kuchen abbekommt, gefolgt von den anderen Champions-League-Dauerteilnehmern wie Borussia Dortmund oder Bayer Leverkusen. In der Spielzeit 2019/2020 hatte der FC Bayern München gut 47 Millionen Euro einstreichen können. Zum Vergleich: Paderborn musste mit 23,5 Millionen Euro zurechtkommen.