Lehrervorurteile prägen Schülerleistungen
„Jungen sind besser in Mathe, Mädchen im Lesen.“ Dieses Klischee scheint sich hartnäckig in den Köpfen vieler Lehrkräfte zu halten und beeinflusst laut einer Studie der Martin-Luther-Universität Halle signifikant die Leistungsbewertung von Schülern. Die Forschung, die in Zusammenarbeit mit internationalen Kollegen durchgeführt wurde, deckt auf, wie geschlechtsspezifische Vorurteile die Bildungschancen von Kindern prägen.
Die Studie im Detail
Das Forscherteam, darunter Dr. Melanie Olczyk, analysierte Langzeitstudien aus drei Ländern mit insgesamt 17.000 Schülern. Die Ergebnisse sind eindeutig: Lehrkräfte tendieren dazu, die mathematischen Fähigkeiten von Jungen und die sprachlichen Fähigkeiten von Mädchen höher einzuschätzen, als sie tatsächlich sind. Diese Fehleinschätzungen führen dazu, dass sich die Leistungsunterschiede zwischen den Geschlechtern im Laufe der Grundschulzeit vergrößern.
Die Rolle der Selbstwahrnehmung
Dr. Olczyk betont, dass diese Vorurteile eine selbsterfüllende Prophezeiung darstellen. Wenn Lehrkräfte Mädchen in Mathematik für weniger begabt halten, können sich diese Einschätzungen negativ auf das Selbstbild der Mädchen auswirken und ihre Leistungen tatsächlich beeinträchtigen. Gleiches gilt für Jungen im Bereich des Lesens und der Sprache.
Aufruf zur Reflexion und Veränderung
Die Studie fordert Lehrkräfte auf, ihre eigenen Vorurteile kritisch zu hinterfragen und regelmäßig zu reflektieren. Eine bewusste Auseinandersetzung mit diesen verzerrten Wahrnehmungen und deren Auswirkungen auf die Schülerleistungen ist entscheidend. Die Forscher plädieren dafür, dass Strategien zur Überwindung dieser Vorurteile bereits in der Lehrerausbildung vermittelt werden sollten.
Quellenangabe: Martin-Luther-Universität Halle, Journal „Social Science Research“