Wenn Fußball ’nur‘ die zweitschönste Nebensache der Welt ist: So verrückt war das „Hurricane Festival 2018“!
Wieder einmal ist Scheeßel um eine kleine Gemeinde reicher geworden. Von Donnerstag bis Montag stampften rund 65.000 Besucher eine Zeltstadt aus dem Boden wie sie an Nachbarschafts- und Nächstenliebe kaum zu übertreffen sein kann. Das „Hurricane Festival“ 2018 lockte zum 22. Mal mal mit einem besonderen Line-Up-Mix und nordischem Wetter.
Für nordische Verhältnisse hielt sich das Wetter wacker
Trotz äußerst milder Temperaturen, ließen es sich die Feierwütigen nicht nehmen sich auch Oben-Ohne unter dem bewölkten Himmel zu feiern. Gegentrend: Dicke Jacke und Schal. Doch spätestens an den vier Stages des Festivals wurde es heiß. Als Juju und Nura, die Girls von „SXTN“ zum Song „Ausziehen“ „Zeig ma‘ bisschen Haut und zieh dich aus“ brüllen, werden auch bei sommerlichen Bibber-Temperaturen die T-Shirts ausgezogen und zum Lasso verwandelt. Das Matsch-Wetter darf man für das „Hurricane“ wohl fast schon als traditionell bezeichnen. Und auch wenn der Himmel oftmals eine andere Sprachen gesprochen hat, gab es statt Unwetter nur Nieselregeln und Schauer. Mehr Glück hatte da definitiv „Hurricanes“ Schwester in Neuhausen ob Eck, das „Southside“: die Regen-Wahrscheinlichkeit ging hier gegen Null. Aber: Bezeichnen wir das diesjährige „Hurricane“-Wetter doch einfach als Warm-up für 2019. Der Vorverkauf für die Party in Scheeßel startet heute, am Abreisetag des diesjährigen Festivals. Für etwa 150 Euro (VVK) seid ihr auch im kommenden Jahr wieder mit am Start!
Kuschel-Folk als Bühnen-Nachbar von Rap, Rock oder Fußball!
Ja, auch Fußball wurde übertragen. Doch das Haupt-Interesse lag bei den Festival-Fans wie zu erwarten ganz woanders. Während auf der „Red Stage“ Haiyti sogar Autotune-lastige Monologe hielt, wurde es mit den „Mighty Oaks“ auf der „Blue Stage“ kuschelig. Das Kontrastprogramm der Künstler hätte in diesem Jahr wohl kaum facettenreicher sein können. Von bunt gemixten Moshpits bei Punk- oder Rock-Vertretern wie „Feine Sahne Fischfilet“, „Biffy Clyro“, „Franz Ferdinand“, „Billy Talent“, „Arctic Monkeys“ und „Arcade Fire“ waren es bei George Ezra, James Bay, Angus & Julia Stone und den „Mighty Oaks“ oft auch Pärchen Arm in Arm, die es zur Bühne zog. Rap-lastig wurde es mit Hayiti, RIN, Prinz Pi und auch RAF Camora & Bonez MC. Letztere bewiesen sichtlich Humor. Aus dem Nichts verließen die „Palmen aus Plastik“-Interpreten die Bühne mit der Begründung: Sie spielen nicht bei Regen und sie brechen auch nicht ihre Prinzipien. Selbstverständlich kamen die beide zurück. Auf eine andere witzige Idee kamen „Madsen“, die wenige Minuten vor RAFs Konzert ihren Auftritt beendet hatten: Sie machten einen Moshpit – ausschließlich für Frauen! Eine Idee, die man – ginge es nach der ein oder anderen Dame – sicherlich gerne fortführen dürfte.
Warum Festival-Besucher sich die Frage „Wo geht’s nach Panama?“ merken sollten
Um die Sicherheit und das Wohlbefinden – sowohl weiblicher als auch männlicher Festival-Besucher – zu gewährleisten, verbreiteten die Veranstalter über Leinwände regelmäßig ein besonderes Sicherheits-Konzept. Mit dem Satz „Wo geht’s nach Panama?“ konnten sich Festival-Besucher, die sich bedrängt, unsicher, bedroht fühlen oder etwas beobachtet haben „an jeder Bar, von allen Security-Mitarbeitern, unseren Festivaljobbern und natürlich auch der Polizei und den Sanitätern ohne weitere Rückfragen in eine geschützte Umgebung bringen lassen“, heißt es auf der „Hurricane“-Homepage. Bereits im vergangenen Jahr waren 3336 Leute Helfer der Aktion. Unter anderem auch beim „Southside“-Festival gilt die Regelung, die es ermöglicht ohne Erklärungen, Hilfe in einer Notlage zu finden.
Grüne Projekte trotz eines Plastik-Giganten
Unter dem Motto „Penny goes Party“ war der rot-weiße Discounter dieses Jahr zum dritten Mal Festival-Supermarkt für die feierwütigen „Hurricane“-Besucher. Von Pflege über Grill-Zeug und einem XXL-Backshop gab es auch um die 50 alkoholischen und nicht-akoholischen Getränke in dem Shopping-Zelt. Doch trotz des damit verbundenen hohen Plastik-Aufkommens setzte das „Hurricane“ wieder deutlich grüne Zeichen. Ganze fünf betreute Recycling-Stationen, ein mobiler Mülldienst sowie zahlreiche Müll-Inseln unterstützten ein in großen Teilen Abfall-befreites Feiern. Dann müssen wir fürs kommende Jahr nur noch die Finger kreuzen, dass es dann heißt: grünes Feiern unter blauem statt grauem Himmel. Klingt doch auch gleich viel schöner, oder?