Ilka Bessin rechnet bei Markus Lanz mit Hartz IV ab: „Ich sollte als Ski-Animateurin arbeiten!“
Janina „Ninchen“ Kötz
Von 2000 bis 2016 war Ilka Bessin vielen nur in der Rolle der Kunstfigur „Cindy aus Marzahn“ ein Begriff. Als übergewichtige Langzeitarbeitslose aus Berlin-Marzahn begeisterte die inzwischen 46-Jährige jahrelang ihre Zuschauer. Auch im wahren Leben machte Ilka Bessin vor ihrer TV-Karriere eine harte Zeit als Hartz-IV-Empfängerin durch und kann dadurch heute Menschen, die in einer ähnlichen Situation stecken, besonders gut verstehen. In der Sendung von Markus Lanz im ZDF, in der es unter anderem um das Thema „Arbeitslosigkeit“ ging, fand die sympathische Powerfrau jetzt klare Worte und rechnete mit Hartz IV ab.
Ilka Bessin spricht aus Erfahrung: Sie war selbst drei Jahre lang arbeitslos
In der Vergangenheit von Ilka Bessin, die in der Rolle von „Cindy aus Marzahn“ bereits sechs Mal den „Deutschen Comedypreis“ gewann, sah nicht immer alles so rosig aus wie jetzt. Drei Jahre lang war Bessin selbst auf Stütze vom Staat angewiesen und musste selbst unterhalb der Armutsgrenze leben. In der Sendung von Markus Lanz fand die 46-jährige ehemalige Komikerin zum Thema „Arbeitslosigkeit und Hartz IV“ klare Worte: „Es reden immer Leute darüber, die eigentlich gar keinen Bezug dazu haben. Das sind halt Leute, denen es einfach noch nie schlecht ging.“ Sie selbst soll während ihrer Arbeitslosigkeit knapp 200 Bewerbungen geschrieben haben. Die Beratungsgespräche bei der Arbeitsvermittlung hat Ilka Bessin dabei noch gut in Erinnerung. Der absolute Höhepunkt: Die damals arbeitslose Komikerin sollte als Ski-Lehrerin in Österreich anheuern. Bessin erklärte: „Da habe ich dann gesagt; ‚Ok, wir gucken uns jetzt beide mal meine Person an. Ich möchte mich selber nicht im Ski-Anzug sehen und ich kann auch gar nicht Ski fahren. Also, wie soll das funktionieren?“ Trotzdem musste sich die „Cindy aus Marzahn“-Erfinderin auf die Stelle bewerben, da das Arbeitsamt ihr sonst das Arbeitslosengeld gekürzt hätte. Auch in einer Dönerbude musste sich Ilka Bessin als Verkäuferin bewerben, obwohl der Besitzer ausdrücklich einen jungen Mann einstellen wollte.
Mit ihrer Reportage-Reihe kämpft Ilka Bessin bei „stern TV“ für soziale Gerechtigkeit
Nachdem Ilka Bessin im Jahr 2016 als Komikerin in der Rolle von „Cindy aus Marzahn“ einen Schlussstrich zog, startete sie 2017 unter anderem als sozialkritische Reporterin bei „stern TV“ auf RTL durch. Dabei traf sie Menschen, die in Deutschland unterhalb der Armutsgrenze und am Rande der Gesellschaft leben müssen. Die Reihe zum Thema „Soziale Gerechtigkeit“ zeigte jugendliche Obdachlose oder auch Rentner, die nicht einmal Geld für die Dinge des täglichen Lebens haben. Als RTL-Reporterin kehrte Ilka Bessin nochmal dahin zurück, wo sie vor ihrer Fernsehkarriere stand: Sie besuchte die sozialen Brennpunkte Deutschlands, in denen Menschen ohne Job irgendwie über die Runden kommen müssen. Wie es den Betroffenen geht, kann die 46-jährige ehemalige Komikerin dabei gut nachvollziehen, schließlich war sie – bevor sie im pinken Jogginganzug auf der Bühne stand – selbst arbeitslos. Schlimme Erinnerungen hat sie dabei vor allem an das Jobcenter der Arbeitsagentur, wo sie es immer wieder mit mangelndem Respekt zu tun hatte: „Ich sagte: ‚Ich möchte mich selbstständig machen als Comedian. Meine Betreuerin pampte mich an: ‚So eine Hampelei finanzieren wir nicht!‘ Mir sind die Tränen runtergelaufen.“ In einem Interview mit der „Berliner Zeitung“ erklärte sie zudem vor einiger Zeit, wie sie sich während ihrer Arbeitslosigkeit fühlte: „Plötzlich hast du keine Aufgabe mehr, du sitzt vor dem Fernseher rum und frisst. Mit jedem Pfund sank meine Chance auf einen neuen Job. Das Loch in dem ich saß, wurde immer tiefer.“ Heute will die „Cindy aus Marzahn“-Erfinderin vor allem eins: Die Gesellschaft wachrütteln und auf die Missstände rund um Hartz IV aufmerksam machen. Ihr Auftritt in der Sendung von Markus Lanz war ein weiterer Schritt dazu.