Erste „Echos“ zurückgegeben! Ziehen andere Stars jetzt nach?
Wird es den „Echo“ wie wir ihn kennen bald nicht mehr geben? Auch, wenn die Verleihung des wichtigsten deutschen Musikpreises bereits am 12. April 2018 über die Bühne gegangen ist, so reißt die Debatte um die diesjährige Vergabe nicht ab. Am 15. April, nur drei Tage nach der TV-Übertragung, wird auf der Homepage des „Echos“ ein Statement des Vorstandsvorsitzenden des Bundesverbandes Musikindustrie veröffentlicht, das Veränderungen ankündigt. Am selben Tag ziehen ehemalige Preisträger Konsequenzen aus dem Skandal-„Echo“ und geben ihren Preis zurück.
„Notos Quartett“ kritisiert die Verantwortlichen und gibt den „Echo“ zurück
Wir blicken zurück: Am Donnerstag vergangener Woche erhalten die Rapper Farid Bang und Kollegah für ihr umstrittenes Album „Jung Brutal Gutaussehend 3“ den „Echo“ in der Kategorie „Hip-Hop/Urban National“. Vorab wurde über die Nominierungen der zwei Künstler heftig debattiert, da eine vermeintlich antisemitische Textzeile des Songs „0815“ auf der Bonus-EP des Albums lautet: „Mein Körper definierter als von Ausschwitz-Insassen“. Die Nominierung wurde vom „Echo“-Beirat untersucht, am Ende jedoch weiterhin zugelassen. Campino, Frontmann der Band „Die Toten Hosen“, äußerte sich auf der Bühne kritisch über Bang und Kollegah, die während ihrer Dankesrede wiederum den Sänger mit seinen Anschuldigungen konfrontierten. Doch Campino sollte an diesem Abend der einzige Künstler bleiben, der mit seiner Rede eindeutig Stellung bezog. Eine Gruppierung hat es ihm jetzt gleich getan – wenn auch nachträglich. „Notos Quartett“, eine vierköpfige Kammermusikformation, wurde 2017 mit dem „Echo Klassik“ in der Kategorie „Nachwuchskünstler des Jahres“ ausgezeichnet. Bislang stand ihre Trophäe in ihrem Berliner Probenraum – bislang. Denn die vierköpfige Klassik-Gruppierung hat beschlossen ihren Preis zurückzugeben, wie sie via „Facebook“ mitteilte. „Über die Entscheidung der Verantwortlichen, antisemitisches und menschenverachtendes Gedankengut sowie die Verhöhnung von Opfern des Holocaust mit einem Preis zu würdigen, sind wir zutiefst erschüttert“, heißt es in dem kurzen Statement unter anderem. Zudem bezeichnen sie ihre Trophäe sogar als „Symbol der Schande“. Eindeutige Worte, die nicht nur die Rapper Kollegah und Bang, sondern vor allen Dingen die Verantwortlichen, die die Nominierungen der Künstler zugelassen haben, kritisieren sollen. Im Netz loben Nutzer das Quartett für ihre klare Stellungnahme in der Antisemitismus-Debatte. Kurze Zeit später gab auch Klaus Voormann, Gewinner des diesjährigen „Echos“ fürs „Lebenswerk“, seinen Award zurück. Ob nun weitere Stars nachziehen und ebenfalls ihren Award zurückgeben werden, bleibt abzuwarten. Der Anfang ist jedenfalls gemacht.
Nach dem Album-Skandal: Der „Echo“ soll verändert werden
Auf der Homepage des „Echos“ findet sich derweil ein Statement von Dr. Florian Drücke, dem Vorstandsvorsitzenden des Bundesverbandes Musikindustrie. Diese am gestrigen Tage veröffentlichte Stellungnahme belegt, dass sich beim „Echo“ schon bald einiges ändern könnte. „Im Zuge der aktuellen Debatte mussten wir erkennen, dass wir uns in einem Umfeld wiederfinden, das den Preis in ein falsches Licht rückt. Das darf nicht ohne Konsequenzen bleiben“, heißt es hier unter anderem. Der Preis wird „auf Entscheidung des Vorstandes vom heutiges Tag nun überarbeitet werden“. Dies schließt eine „umfassende Analyse und die Erneuerung der mit der Nominierung und Preisvergabe zusammenhängenden Mechanismen“ ein. Dabei war es nicht der erste Skandal, der den „Echo“ erschüttert hat. Bereits 2013 sorgte die Nominierung der Band „Frei.Wild“ für Wirbel. Ebenfalls nominierte Künstler boykottierten den „Echo“, da der Band oftmals eine rechte Gesinnung nachgesagt wird. „Frei.Wild“ wurde daraufhin von der Nominierungsliste gestrichen, gewann den „Echo“ jedoch drei Jahre später in der Kategorie „Rock National“. Vielleicht ist es nach diesen aufwühlenden vergangenen Jahren wirklich an der Zeit für ein Rundum-Lifting des Preises.