Erst Chemnitz, dann Köln: Marteria & Casper geben Spontan-Konzert
Janina „Ninchen“ Kötz
Casper: „Wir haben uns gedacht, wenn wir eh schon in Köln sind, schauen wir hier vorbei!“
Mit ihrem Truck, den die beiden Rapper Marteria und Casper liebevoll „Monsti“ nennen, haben sie in den letzten Wochen schon einiges erlebt. Erst gestern (Sonntag, 3. September 2018) stand das Duo noch in Chemnitz auf der Bühne, schon in einer Stunde soll es nach Frankfurt weitergehen. Genug Zeit für die beiden Musiker, um Köln komplett auf den Kopf zu stellen. Zur Eröffnung ruft Casper: „Wir haben gehofft, dass hier ein paar Leute sind, die die Schule schwänzen, oder die Arbeit, oder einfach arbeitslos sind.“ Mit dabei haben er und Marteria Hits wie „Adrenalin“, „OMG!“, „Auf und Davon“ oder auch ihre aktuelle Single „Supernova“. Gefeiert von der Menge möchte der gebürtige Rostocker Marteria aber auch an die Botschaft erinnern, die hinter dem Spontan-Auftritt steckt: „Das Konzert hier ist zwar gratis, aber nicht umsonst. Wir kommen gerade aus Chemnitz und wollen auch hier was hören!“ Anschließend ruft die Menge „Nazis raus“ oder auch „Wir sind mehr!“. Der Slogan „#wirsindmehr“ hat seinen Ursprung in dem Chemnitzer Konzert, das die beiden zusammen mit Musikerkollegen wie Kraftklub oder auch Trettmann bereits am Sonntag gaben. Hier waren über 75.000 Menschen gekommen, um gegen Rechts zu demonstrieren und zu feiern.
Casper ist überwältigt: Er hatte Marteria nicht geglaubt, dass mehr als 50 Leute kommen
Der Spontan-Auftritt des Rap-Duos am Kölner Tanzbrunnen wurde erst gegen kurz vor 12 auf Instagram bekannt gegeben. Den Plan dafür schmiedeten Marteria und Casper aber wohl schon länger. Dass an einem Montagmittag um 13:30 Uhr spontan so viele Leute zu ihrem Konzert pilgern würden, damit hatte der „Auf und Davon“-Interpret nicht gerechnet: „Heute morgen hatte noch jemand gesagt: ‚Ein spontanes Konzert um 13:30 Uhr – wer soll denn da kommen? Diese Person war ich.“ Kurz danach richtete sich erneut Marteria an die feiernde Menge und erklärte: „Leute, ich habe das Gefühl, dass es im Moment einen Aufputsch, ein Gefühl in der Gesellschaft gibt, das dazu führen könnte, dass sich etwas ganz Schlimmes in der Geschichte wiederholt. Deswegen müssen wir so etwas, was wir in Chemnitz gemacht haben, öfter machen. Denn schweigen ist eine stille Zustimmung.“ Ein tolle Aktion der beiden Musiker, die Ende August ihr erstes gemeinsames Album mit dem Titel „1982“ rausbrachten und bereits vor zwei Wochen ein Gratis-Konzert in Bielefeld gaben.