Rauchen in Film und Fernsehen: Verpönt oder Stilmittel?
Was in alten Filmen gang und gäbe ist, scheidet mittlerweile die Geister: Die Forderung, Zigaretten als Stilmittel aus Film und Fernsehen zu streichen, wird von vielen Seiten immer lauter. Für andere hingegen bleibt es ein Stilelement, dass nicht nur an längst vergangene Zeiten erinnert.
Rauchen im Film als Spiegel der Gesellschaft
Wer kennt sie nicht: Szenen mit James Dean, Humphrey Bogart und Marilyn Monroe? Sie alle haben eines gemeinsam – nämlich, dass Zigaretten allgegenwärtig sind. Kaum eine Szene vergeht, in denen das Streichholz oder das Feuerzeug nicht kurzerhand gezückt wird. Was auf den ersten Blick lässig wirkt, kann mitunter auf mehr als nur einen Dialog hinweisen. Es gilt als Spiegel der Gesellschaft und wurden deshalb stets auch als ein Mittel des Stils betrachtet. Allerdings hat sich die Welt gewandelt: Zigaretten sind nicht länger ein Bild für Freiheit und Zugehörigkeit, sondern weichen dem allgemeinen Gesundheitsbewusstsein.
Rauchen: Ein Teil der Handlung
Hin und wieder kommt es vor, dass das Rauchen die Handlung vorantreibt. Denn in geselligem Beisammensein werden die Zigaretten indirekt mit der Kontaktaufnahme verbunden. Sie erleichtern es, ein Gespräch in einer einzelnen Gruppe zu eröffnen oder dort zu steuern. Nicht selten hat die Zigarette im Film die Traumpaare einander nähergebracht.
Charakterisierung: Hilft das Rauchen dabei?
Wird das Rauchen als Stilmittel eingesetzt, dann dient es im Idealfall dazu, eine Person zu charakterisieren. Neben den Herren, die gleichermaßen lässig und rebellisch wirken, greifen seit Längerem auch die Schauspielerinnen zu Zigaretten: Denn sie sind ein Zeichen der Emanzipation und der Femme fatale, wie Marlene Dietrich, Lauren Bacall und Sharon Stone zu Genüge bewiesen haben.
Übrigens: Zigaretten dienen nicht nur der Charakterisierung einzelner Personen. Sie stehen für eine gesamte Ära wie die 20er oder die 50er-Jahre.
Moderne Filme verzichten auf Zigaretten
Dass Rauchen nicht förderlich für die Gesundheit ist, ist kein Geheimnis. Aus diesem Grund gelten strenge Regelungen, vor allem für Minderjährige. Dazu gehört, dass sich die WHO für eine Altersfreigabe für Filme einsetzt, in denen geraucht wird. Das soll dabei helfen, dass Zigaretten nicht als selbstverständlich angesehen werden. Gleichzeitig soll ihre gekonnte Inszenierung sowie die Verbindung mit bestimmten Charaktermerkmalen dadurch entfallen.
Diesen Forderungen kommt Hollywood bereits seit 2007 nach, zumindest teilweise. Dazu ergänzte die Motion Picture Association of America den offensichtlichen Zigarettenrauch als Kriterium für die Altersfreigabe. Seither ist die Anzahl an gerauchten Zigaretten deutlich zurückgegangen: Sie dient hauptsächlich der Charakterisierung zwielichtiger Gestalten und Gangster. Selbst James Bond verzichtet inzwischen auf dieses Genussmittel.
In Deutschland hingegen ist von dieser Initiative kaum etwas zu spüren: In 33 von 39 Filmen, die zwischen 2016 und 2017 für den Deutschen Filmpreis nominiert waren, wurde weiterhin geraucht. Eine umfangreiche Anzahl, verglichen mit den Oscar-nominierten Filmen, die beinahe gänzlich ohne dieses Stilmittel auskommen.
Fazit – Die Ära des stilvollen Rauchens ist vorbei
Obwohl es noch immer Filme gibt, in denen die Zigarette ein wichtiger Bestandteil des Sets ist, nimmt ihre Anzahl stetig ab. Einige Produzenten sprechen sich jedoch dagegen aus: Vor allem dann, wenn Filme die Realität widerspiegeln. Denn für viele Menschen ist sie noch immer ein fester Bestandteil des Alltags und bleibt weiterhin in der realen Gesellschaft verankert. Trotz dieser Stimmen hat sich die Ära des stilvollen Rauchens im Film ihrem Ende zugeneigt. Das zeigt sich vor allem daran, dass dieses Genussmittel hauptsächlich den Bösewichten und den pathologischen Charakteren auf der Leinwand vorbehalten bleibt. Als einzige Nische gilt weiterhin das Autorenkino: Hier sinnieren die rauchenden Schauspieler gekonnt über den Sinn des Lebens.