Teurer Schulbedarf! Immer mehr Eltern beantragen staatliche Unterstützung
Janina „Ninchen“ Kötz
Das neue Schuljahr 2018/2019 beginnt und immer mehr Eltern beantragen beim Jobcenter staatliche Hilfe für die Anschaffung von Schulbedarf. Aktuell bekommen Hartz-IV-Haushalte dafür pauschal 100 Euro jährlich. Politiker der Linken fordern allerdings eine Heraufsetzung der Pauschale, die bereits vor zehn Jahren festgelegt wurde.
Kein Geld für Schulbedarf: Anzahl der Anträge im Vergleich zum Vorjahr erneut gestiegen
Eine riesige Einkaufsliste bekommen Kinder heutzutage zum Start des neuen Schuljahres mit nach Hause. Darauf stehen neben unzähligen Heften in unterschiedlichen Größen auch Mappen, Bastel- sowie Malutensilien, Taschenrechner, Lineal oder auch verschiedenste Stifte. Zur Einschulung wird sogar ein Schulranzen fällig. Gerade für Hartz-IV-Familien ist der Schulbedarf daher eine große finanzielle Belastung, die nicht jeder alleine stemmen kann. Mehr als eine Million Kinder erhalten, einem Bericht der „Passauer Neuen Presse“ zufolge, daher aktuell staatliche Unterstützung. Das bedeutet: 100 Euro pro Schuljahr und Kind, die vom Jobcenter gezahlt werden. 70 Euro gibt es dann zum Schulstart nach den Sommerferien, 30 Euro zu Beginn des zweiten Halbjahres. Mehr als eine Million Schüler sollen 2018 Leistungen aus dem sogenannten Bildungs- und Teilhabepaket erhalten haben und damit etwa 5.000 mehr als noch 2017. Im Vergleich zu 2016 waren es sogar 46.000 Kinder mehr.
Große Unterschiede bei den Bundesländern: NRW kann sich am wenigsten leisten
Die meisten Familien, die aktuell finanzielle Unterstützung für den teuren Schulbedarf bekommen, gab es 2018 in Nordrhein-Westfalen. Hier waren es etwa 300.000 Anträge, die gestellt wurden. Dahinter folgt Niedersachsen mit 117.000 Anträgen. Deutlich weniger Eltern nutzten den Zuschuss in Baden-Württemberg oder auch Bayern: Hier waren es lediglich 89.000 beziehungsweise 80.000 Familien, die staatliche Hilfe erhielten. Im Interview mit der „Passauer Neuen Presse“ forderte die Linken-Politikerin Sabine Zimmermann zudem, den bereits vor zehn Jahren festgelegten Pauschalbetrag künftig anzuheben. Die Vorsitzende des Bundestagsausschusses für Familien, Senioren, Frauen und Jugend erklärte außerdem: „Insgesamt hundert Euro für den Schulbedarf pro Jahr reichen nicht aus, um die anfallenden Kosten zu decken.“
Studie zeigt: Kosten für Schulbedarf liegen deutlich über 100 Euro
Schon länger wird über die Anhebung der Zuschüsse für Hartz-IV-Familien beim Schulbedarf diskutiert. Bereits Ende August 2015 veröffentlichte die evangelische Kirche eine Studie, in der untersucht wurde, wie viel Geld Eltern tatsächlich für die Anschaffung von Schulbedarf für ihre Kinder ausgeben müssen. Die jährlichen Kosten, beispielsweise in Niedersachen, liegen hier teils bei über 300 Euro, im Durchschnitt reichen die Summen von 180 Euro pro Schuljahr an Förderschulen bishin zu 237 Euro an Gymnasien. Der Mittelwert aller Schulformen liegt bei 214 Euro jährlich. Und so erklärte auch der Diakonie-Chef Christoph Künkel schon damals: „Den Eltern fehlen im Durchschnitt 100 Euro, um ihre Kinder angemessen ausrüsten zu können.“